Die Bida
Im Zentrum des Begriffs Salafist steht
der Begriff der Bida oder Neuerung. Salafisten lehnen jede
Neuerung im Glauben ab und versuchen das Leben der arabischen
Halbinsel des 7. Jahrhunderts auf nachzuahmen. Inwiefern sie einen
Balken über einem Loch im Boden oder eine Wassertoilette benutzen,
war zum Zeitpunkt der Veröffentlichung unklar. Klar ist, dass sie
sich damit gegen die akzeptierte Mehrheitsmeinung der Gelehrten
stellen, die die Bida Hassan, die positive Neuerung durchaus
begrüßen. Bestes Beispiel dafür sind die vier anerkannten
Rechtsschulen,. Anders als allgemein angenommen wird in Koran und
Sunna nicht alles abschließend und vollständig geregelt. Es bleiben
schlicht Lücken.
Fiqh oder die islamischen Rechtswissenschaften
Nach dem Tod des Propheten s.a.w.,
waren die ehemaligen Gefährten darauf angewiesen neue Methoden der
Rechtsfindung zu etablieren. Sie in konnten ihn eben nicht mehr um
Rat fragen. Diese Methoden wurden später in das islamische
Rechtswesen übernommen und bilden bis heute die Grundlagen der
islamischen Jurispundenz. Zu diesen Methoden zählt der Qiyas oder
Analogieschluss um ähnlich Verhältnisse in Sunna oder Koran auf
neue Probleme anzuwenden. Bspw. das Verbot des Rauchens, dieser Fall
war schlicht nicht geregelt. Ein anderes Werkzeug ist der Idschdihad
oder Konsens der Gelehrten. Durch die wachsende Anzahl an Gelehrten
erweist er sich heute als schwierig. Die berühmt, berüchtigten
Fatwas sind lediglich zeitlich begrenzt , örtlich festgelegt und auf
Einzelfall Entscheidungen und keine festen Erkenntnisse.
Salafismus und Wahabismus
Es fällt auf, dass die salafistischen
Bewegungen stark wahabitisch geprägt ist. Sehr viele führende
salafistische Köpfe haben ihre Ausbildung in Saudi-Arabien erhalten
und es wird angenommen, dass das saudische Königshaus erhebliche
Mittel zur weltweiten Dawa, Bekehrung, zur Verfügung stellt. Die
Wahabiten gehen auf den islamischen Gelehrten Muhammad ibn ʿAbdal-Wahhāb und kennzeichnen sich durch eine weltlich-politische
Ausrichtungen, die nicht zuletzt dem Haus Saud zur Macht verhalf. Es
besteht eine enge Verbindung zwischen dieser Auslegung und dem
Herrscherhaus. Zusätzlich beherbergt Saudi-Arabien die heiligen
Stätten Mekka und Medina und stellt Unterstützung bereit.
Der Islamische Staat - IS
An dieser stelle wird es insofern
schwierig, da der islamische Staat in erster Linie geostrategische
Interessen verfolgt, das vielbeschworene Kalifat und nur in zweiter
Linie religiöse. Besonders in Syrien kämpft letztlich der
Islamische Staat gegen Islamische Republik, den Iran. Während der IS
Christen und Juden noch milde verspricht, sofern sie den Islam
annehmen oder die Kopfsteuer bezahlen, sehen sie diese Möglichkeiten
für Schiiten nicht vor. Im Hintergrund steckt der alte Machtkampf
zwischen Sunniten und Schiiten, zwischen Saudi-Arabien und dem Iran
um die Vorherrschaft am Persischem Golf und um das Öl. Mit
Westeuropa hat das vorerst nichts zu tun.
Zusammenfassung
- Salafisten wollen den Heiligen Schriften in ihrer ursprünglichen Form folgen, sind aber trotzdem wieder auf das eigene Urteil angewiesen, da nicht alle Dinge abschließend geregelt sind.
- Um diese Tatsache zu regeln wurden eine Vielzahl von Mechanismen und Institutionen entwickelt, die die Salafisten zum Teil ablehnen
- Der Salafismus ist maßgeblich durch den Wahabismus und die Lage in Saudi-Arabien bestimmt. Dies gilt personell und finanziell.
- Der Islamische Staat ist in erster Linie eine politische Bewegung im Machtkampf zwischen Saudi-Arabien und dem Iran, Europa ist bestenfalls ein Nebenschauplatz.